Anorexia Nervosa

30.01.2015 19:57

Das Krankheitsbild der Anorexia nervosa ist erstmals bereits 1873 beschrieben worden, die Diagnose wird aber erst seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts häufiger gestellt, wobei nicht eindeutig gesagt werden kann, ob die Krankheit in der heutigen Gesellschaft tatsächlich häufiger auftritt, oder ob die gestiegene Aufmerksamkeit dazu führt, daß die Krankheit häufiger diagnostiziert wird. Wörtlich übersetzt bedeutet Anorexie "Appetitverlust oder -verminderung" - eine irreführende Bezeichnung, da nicht unbedingt der Appetit, sondern in erster Linie das Eßverhalten gestört ist. Der Zusatz "nervosa" weist auf die psychischen Ursachen der Essstörung hin. Die an dieser Störung leidenden Frauen haben keinen Appetitmangel, sondern bekämpfen ihren Hunger.

Die Furcht zu dick zu sein oder wieder an Gewicht zuzunehmen steht, trotz bestehendem Untergewicht, immer im Vordergrund. Die Gedanken kreisen ständig um die Themen Ernährung, was darf ich essen, habe ich zu viel gegessen, wie werde ich die Kalorien wieder los, etc. Auch exzessive Ausübung verschiedenster Sportarten (vor allem Cardiotraining und Ausdauersportarten zur vermeintlichen Fettverbrennung) werden gerne genutzt um die gegessenen Lebensmittel wieder abzubauen. Dazu sei zu sagen, ein Muskelaufbautraining im Zuge der Therapie ist auf jeden Fall sinnvoll! Es formt den Körper und macht dadurch eine Zunahme für die Betroffenen einfacher.

Weiteres wird eine Vermeidung des Essens in der Öffentlichkeit, Zurückgezogenheit bis hin zu Depressionen beobachtet. Durch die Selbsteinschränkung der Mädchen wird das soziale Leben hinten angestellt. Abgesehen von den zwischenmenschlichen Beeinträchtigungen hat die Magersucht auch schwerwiegende körperliche Konsequenzen, einige habe ich euch hier aufgeführt:


Auswirkungen auf den Körper

Kaliummangel

Krankhaftes Untergewicht hat vielfältige und gravierende Auswirkungen auf    den menschlichen Körper bis hin zu lebensbedrohlichen Komplikationen. Dazu    zählt vor allem der durch die Mangelernährung ausgelöste Kaliummangel, der    lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen zur Folge haben kann.

Blutarmut/Ödeme

Aufgrund einer Schädigung des Knochenmarks kann eine      Anämie (Blutarmut)    hervorgerufen werden. Durch die niedrige Eiweißzufuhr mit der Nahrung kommt    es zu einem Absinken des Albumins (Transportprotein). Bei einer verringerten    Albuminkonzentration kann die im Blut enthaltene Flüssigkeit nicht mehr    ausreichend gebunden werden und lagert sich im Gewebe ab (Ödembildung).

Verringerte Östrogenproduktion

Eine nachlassende Östrogenproduktion kann das Ausbleiben der Menstruation     (Amenorrhö) zur Folge haben. Östrogene (weibliche Geschlechtshormone)     unterstützen die Einlagerung von Calcium in die Knochenmatrix. Dieser    Vorgang ist im Kindes- und Jugendalter besonders wichtig und wird bis zum 30.     Lebensjahr abgeschlossen. Eine reduzierte Östrogenproduktion hat daher vor    allem in diesem Lebensabschnitt eine geringere Knochendichte zur Folge,    wodurch sich die Gefahr einer      Osteoporose erhöht.

Erhöhte Cortisolspiegel

Um den Blutzucker trotz der mangelnden Zufuhr von Kohlenhydraten konstant    zu halten, muss Glucose aus anderen Substanzen (z. B. Ketonkörper, bestimmte    Aminosäuren) gebildet werden. Dies macht eine erhöhte Sekretion von Cortisol    sowie anderen Hormonen notwendig. Dauerhaft erhöhte Cortisolspiegel können    zu Haarausfall, Hautveränderungen und psychischen Erkrankungen führen und    begünstigen, wie eine verringerte Östrogenproduktion, die Entstehung der Osteoporose.

Unfruchtbarkeit

Durch die eingeschränkte Östrogenbildung kommt es zu einer Störung der     weiblichen Keimdrüsen. Die daraus resultierende Unfruchtbarkeit (Infertilität)    bleibt auch bei erfolgreicher Behandlung meist noch längere Zeit bestehen    (bis zu Jahren).

Unterzuckerungen

Nach längerer unzureichender Kohlenhydratzufuhr sind die körpereigenen    Reserven aufgebraucht. Da die endogene Bildung von Glucose (Gluconeogenese)    nur sehr langsam abläuft, kann es in Kombination mit starker körperlicher    Belastung zu Unterzuckerungen     (Hypoglykämien) kommen, die - je nach    Schweregrad - zur Bewusstlosigkeit oder zu Hirnschäden bis hin zum    Tod führen können, was auf die Minderversorgung des Gehirns mit Energie    (Glucose) zurückzuführen ist.

Veränderte Laborparameter

Die Anorexia nervosa ruft eine Reihe biochemischer     Abnormitäten hervor. Die Veränderungen der wichtigsten Blutparameter sind     in der folgenden Tabelle zusammengefasst.